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Do, 10:07 Uhr
31.10.2024
Zu wenige Menschen leisten Erste Hilfe

In Thüringen rückt der Notarzt öfter aus

Notarzt-Einsätze im Landesvergleich (Foto: Barmer) Notarzt-Einsätze im Landesvergleich (Foto: Barmer)
Die Inanspruchnahme des Rettungsdienstes weist hierzulande erhebliche regionale Abweichungen auf. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). Dabei wurden rund 1,4 Millionen Rettungsdienstfälle mit Personentransport von BARMER-Versicherten im Jahr 2022 untersucht...

Demnach erfolgen in Thüringen mit 38,6 Notarzteinsätzen je 1.000 Einwohnern fast doppelt so viele wie in Bremen mit 19,1 Einsätzen.

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Nur in Sachsen (mit 41,2) waren es noch mehr. BARMER Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk sieht darin einen Beleg für den Reformbedarf der Notfallstrukturen: „So starke regionale Unterschiede bei der Anzahl der Einsätze belegen, dass das derzeitige System nicht effizient ist. Es braucht verbindliche bundeseinheitliche Standards und deutlich effizientere Strukturen und Prozesse. Eine Reform des Rettungsdienstes ist überfällig.“ Darüber hinaus zeigt die BARMER-Analyse auch Unterschiede bei den Einsatzkosten. Ein Notarzteinsatz mit einem Rettungswagen kostet im Schnitt in Berlin 660 Euro, gefolgt von Thüringen mit 720 Euro und am anderen Ende der Skala in Schleswig-Holstein 1.530 Euro.

Starke regionale Unterschiede sind Beleg für Reformbedarf
Die Unterschiede lassen sich nur mit einer Reihe von Ursachen erklären, die zum Teil auch in der unterschiedlichen Ausgestaltung der Landes-Rettungsdienstgesetze zu suchen sind. Ein wesentliches Problem sei laut Dziuk außerdem, dass der Rettungsdienst zu oft bei leichten Fällen ausrücke, weil nicht überall standardisierte Ersteinschätzungsverfahren greifen. „Der Rettungsdienst könnte massiv entlastet werden, wenn leichtere Fällen direkt in die ambulante Versorgung weitergeleitet würden. Bei weitem nicht jeder vermeintliche Notfall ist tatsächlich einer, der per Rettungstransport in die Klinik muss“, sagt BARMER-Landeschefin Dziuk. Zudem müsse man in Thüringen das große Bild im Blick behalten, betont die BARMER-Landeschefin: „Angesichts der auch in Thüringen bevorstehenden Krankenhausreform sehen wir es als unverzichtbar an, den Rettungsdienst an die neuen Strukturen anzupassen. Wenn wir mehr Zentren, mehr Spezialisierung und Kooperationen zwischen Kliniken haben, brauchen wir auch einen Rettungsdienst in einem Gesamtsystem der Notfallrettung, das – gerade in ländlichen Regionen – unterstützt und koordiniert arbeiten kann. Das Gesamtsystem, zu dem heute der Rettungsdienst, die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser und der Sitz- und Fahrdienst der Kassenärztlichen Vereinigung gehören, würde von einer Versorgungsplanung des Landes profitieren.“

Zu wenige Menschen leisten Erste Hilfe
Ein weiteres Problem sei, dass in Deutschland zu wenig Menschen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand Erste Hilfe leisten würden. Im Jahr 2022 habe die Laienreanimationsquote bei gut 51 Prozent gelegen. In den Niederlanden würden etwa 70 Prozent, in Schweden sogar 80 Prozent der Laien mit der Herzdruckmassage beginnen. „Wir brauchen eine bundesweite Pflicht zur telefonischen Unterstützung bei der Reanimation durch die Leitstellen“, sagt Birgit Dziuk. Zudem sollten auch Apps genutzt werden, über die im Notfall professionelle Ersthelfer alarmiert werden können, die sich in der Nähe befinden. In mehreren Bundesländern sei eine solche First Responder-App zur Ersthelferalarmierung bereits im Einsatz, in Thüringen gebe es hingegen noch Vorbehalte „Durch alle diese Maßnahmen könnten wir Menschenleben retten. Doch wie so oft haben wir im Gesundheitswesen kein Erkenntnisproblem, sondern ein Handlungsdefizit“, sagt Dziuk.
Autor: red

Kommentare
sputnik
31.10.2024, 10.38 Uhr
Notarzt rückt statistisch öfters in thrüngen aus
Hat sich denn die Barmer auch mal bemüht herauszufinden wie hier im ländlichen Raum allgemein die ärztliche Versorgung (mal von Fachärzten ganz abgesehen) überhaupt noch ausgestaltet ist?
Was nützt es, wenn nur mal als Beispiel für einenDenkanstoß pro 10.000 Einwohner ein Arzt/Arztpraxis auf dem Papier da ist, aber für den Patienten/Oma/Opa usw. auf dem Dorf x y z erstens sehr weit entfernt ist und 2. mit ÖPNV dann nicht erreichbar oder nur nach sehr langer Anfahrt erreichbar ist? Wer will bis dahin entscheiden ob es wirklich ein Notfall ist, ioder eben doch nicht? Wer hat das Wissen und die Kompetenz dazu? Natürlich ein Arzt - und wo finde ich den orts- und zeitnah?
Gerade für den ländlichen Raum ist es eher wichtig eine gute flächendeckende ärztliche Versorgung zu oirganisieren, die gegebenenfalls auch anders aussehen muss als ein statostoscher Schlüssel und Berechnungen es vorgeben.
Tommi H.
31.10.2024, 23.00 Uhr
Das Problem ist,
erstens, daß die Menschen teilweise wegen Kleinigkeiten den Notruf wählen. Und da kann man nicht sagen, daß man da einen Arzt benötigt um einzuschätzen ob es ein Notfall ist oder nicht. Ein angestoßener Zeh oder Rückenschmerzen seit 4 Wochen sind kein Grund den Notruf zu wählen.
Zweitens, daß einige Menschen einfach nur hilflos sind un nicht sogar zusagen "dumm".
Und drittens, daß einige Menschen so frech und fordernd sind und glauben, daß man den Rettungsdienst als Taxi missbrauchen kann.
Und woher weiß ich das? Ich arbeite seit 30 Jahren im Rettungsdienst.
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