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Acht Fragen an Matthias Habel

Hurrikane – Fluch der Karibik

Sonnabend, 09. September 2017, 08:57 Uhr
In den Nachrichten rangieren die Meldungen auf die Wirbelstürme in der Karibik auf Platz 1. In den Nordthüringer Online-Zeitungen erklärt Meteorologe Matthias Habel bei WetterOnline, wie die Hurrikane entstehen...

Das aktuelle WetterRadar von WetterOnline vom 08.09.2017, 9 Uhr, zeigt Hurrikan IRMA (Mitte) sowie die Hurrikane KATIA (links) und JOSE (rechts)

Was ist ein Hurrikan und wie entsteht er?
Als Hurrikan wird ein tropischer Wirbelsturm bezeichnet, der vor allem im Spätsommer und Herbst über dem Nordatlantik entstehen kann. Wichtigste Voraussetzung ist, dass die Wassertemperatur dort mindestens 26 Grad Celsius beträgt.

Über dem warmen Meer verdunsten dann riesige Wassermengen und steigen in die Atmosphäre auf. Dort bilden sich mächtige Wolken. Gleichzeitig strömt von außen permanent Luft in das Sturmsystem nach. Aufgrund der Rotation der Erde geraten diese Luftmassen in Drehung. So können innerhalb von Stunden bis Tagen riesige rotierende Wirbel entstehen.

Ihre Energie entwickeln Hurrikane durch die Verdunstung und Kondensation von warmem Ozeanwasser. Treffen die Stürme auf Land, werden sie schwächer, da nun trockenere Luft eingesogen wird und der Energienachschub versiegt.

Wie gefährlich ist der aktuelle Hurrikan „Irma“?
Irma ist bereits seit dem 31. August als Hurrikan eingestuft und gilt seit dem 5. September als Hurrikan der höchsten Kategorie fünf. Solche extremen Hurrikane bilden sich im Durchschnitt nur einmal in drei Jahren. Die Windgeschwindigkeiten bewegen sich mit 300 bis 350 Stundenkilometern am oberen Ende dessen, was physikalisch überhaupt möglich ist und was in der Vergangenheit beobachtet wurde. Da Irma sich in den kommenden Tagen über sehr warme Meeresflächen in der Karibik bewegt, wird der Sturm weitere Energie tanken können. Eine Abschwächung ist somit nicht zu erwarten. Irma könnte der erste Wirbelsturm seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen sein, der mehr als vier Tage lang in die Kategorie 5 der Hurrikan-Skala eingestuft wird.

Können Hurrikane auch in Europa oder sogar in Deutschland entstehen?
Hurrikane wandeln sich normalerweise nach und nach in für unsere Breiten normale Tiefdruckgebiete um. Grundsätzlich können also die Reste eines Hurrikans auch Europa und Deutschland erreichen, haben hier aber keine gefährlichen Auswirkungen mehr.
Äußerst selten schafft es ein atlantischer Hurrikan, Südwesteuropa zu erreichen.

Dies geschah beispielsweise 2005, als Hurrikan Vince Spanien und Portugal traf. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass aufgrund des Klimawandels zukünftig auch über dem Mittelmeer das Risiko für die Bildung ähnlicher Wirbelstürme zunimmt. Allerdings ist das Mittelmeer vergleichsweise klein, so dass ein katastrophaler Hurrikan wie Irma dort nicht entstehen kann.

Wetterextreme treten in letzter Zeit immer häufiger auf. Ist auch bei Hurrikanen der Klimawandel spürbar?
Weder Irma noch andere Hurrikane sind eine unmittelbare Folge des Klimawandels. Modelle deuten sogar den Rückgang tropischer Stürme an. Gleichzeitig nimmt jedoch die Stärke extremer tropischer Stürme mit verheerenderen Ausmaßen zu. Die Erderwärmung spielt dabei natürlich eine Rolle, da die Meerestemperatur ansteigt – die wichtigste Zutat für die Bildung der Hurrikane. Der Klimawandel ist daher sicher ein wichtiger Bestandteil, aber nicht die Hauptursache oder der Alleinverantwortliche für solch verheerende Hurrikane wie Irma.

Wie stark kann ein Hurrikan werden?
Von einem Hurrikan wird ab einer Windgeschwindigkeit von mindestens 118 Stundenkilometern gesprochen. Heftige Stürme erreichen Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde. In besonders extremen Fällen wie bei Hurrikan Irma können sogar Windgeschwindigkeiten von bis zu 350 Stundenkilometern auftreten.

Kann ein Hurrikan wirklich „rasen“?
Nein, im Gegenteil. Ein Hurrikan bewegt sich nur sehr langsam fort. Genau das macht ihn zu einem so gefährlichen Ereignis! Durch die langanhaltende Windwirkung und dauerhaften, sehr heftigen Regen können die Verwüstungen vor Ort katastrophal sein.

Das Auge des Hurrikans – Ist es dort wirklich sicher?
Nein! Das Auge des Hurrikans ist ein nur wenige Kilometer breiter Bereich im Zentrum des Sturms. Dort ist es nahezu windstill. Umringt wird das Auge von einer mehrere Kilometer hohen Wolkenwand, der sogenannten Eyewall. In ihr toben gewaltige Stürme und Windgeschwindigkeiten von bis zu 350 Stundenkilometern. Zieht der Hurrikan also mit seinem Auge auf eine Stadt zu, sind dort zunächst enorme Windgeschwindigkeiten mit zerstörerischer Kraft zu beobachten. Erreicht das Auge die Stadt, lässt der Wind urplötzlich nach. Doch sobald der hintere Teil des Auges die Stadt passiert, geht das Inferno mit katastrophaler Wucht weiter.

Gibt es einen Unterschied zwischen Hurrikanen und Tornados?
Ja, die beiden Sturmsysteme sollten nicht miteinander verwechselt werden! Ein Hurrikan hat eine Ausdehnung von vielen hundert Kilometern, ein Tornado hingegen ist ein sehr lokales Phänomen mit wenigen hundert Metern Breite. Innerhalb der extremen Gewitter, die einen Hurrikan begleiten, können allerdings lokal zerstörerische Tornados auftreten.

Wer an weiteren Informationen über Hurrikan Irma interessiert ist, kann sich auf der Webseite www.wetteronline.de über die aktuelle Lage informieren. Wie das Wetter in Deutschland in den kommenden Tagen wird, lässt sich zudem ganz bequem per WetterOnline App oder Benachrichtigung via WhatsApp in Erfahrung bringen.
Autor: red

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