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Di, 10:31 Uhr
27.03.2018
Herstellerabgabe auf Zuckergetränke in Großbritannien zeigt deutliche Wirkung:

Hersteller reduzieren Zuckergehalt ihrer Produkte

Die Herstellerabgabe auf besonders zuckerhaltige Getränke in Großbritannien zeigt Wirkung: Wie eine Recherche der Verbraucherorganisation foodwatch belegt, hat ein Großteil der Hersteller auf dem britischen Markt vor Inkrafttreten der Abgabe am 6. April den Zuckergehalt seiner Getränke reduziert...

Zuckergehalt reduziert (Foto: foodwatch) Zuckergehalt reduziert (Foto: foodwatch)
Die führenden Getränkeunternehmen Coca-Cola, Britvic, Lucozade Ribena Suntory, die Handelskonzerne Tesco und Lidl, der Nahrungsmittelkonzern Nestlé sowie mehrere kleinere Getränkehersteller haben seit Ankündigung der Herstellerabgabe im März 2016 den Zuckergehalt etlicher Produkte deutlich gesenkt.

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foodwatch forderte Ernährungsministerin Julia Klöckner und Finanzminister Olaf Scholz auf, in Deutschland ebenfalls eine Herstellerabgabe auf übersüßte Getränke einzuführen und im Gegenzug Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer zu befreien. Stark zuckerhaltige Getränke förderten nachweislich die Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes, während der Konsum von Obst und Gemüse Krankheiten vorbeugen kann.

Auch die Weltgesundheitsorganisation spricht sich deshalb für Abgaben auf Zuckergetränke und Subventionen für Obst und Gemüse aus. Kritisch bewertete foodwatch, dass viele Hersteller in Großbritannien den Zucker durch Süßstoffe ersetzt haben, da die britische Abgabe keine Süßstoffe umfasst.

"Das Beispiel Großbritannien zeigt: Herstellerabgaben auf Zuckergetränke entfalten eine deutliche Lenkungswirkung und können zu einer drastischen Zuckerreduktion führen. Großbritannien reiht sich neben Irland, Portugal, Estland, Belgien, Norwegen, Mexiko, Südafrika und Frankreich in die immer länger werdende Liste von Ländern ein, die mit steuerlichen Anreizen aktiv gegen Fehlernährung, Fettleibigkeit und Diabetes vorgehen. Nur Deutschland will sich anscheinend nicht mit der Getränkeindustrie anlegen und schaut lieber tatenlos zu, wie die Hersteller kiloweise Zucker in ihre Produkte kippen", sagte Luise Molling von foodwatch. "Die Bundesregierung muss die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation ernst nehmen und auch in Deutschland eine Herstellerabgabe auf überzuckerte Getränke einführen sowie Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreien."

Die im März 2016 in Großbritannien angekündigte Regelung sieht Abgaben für die Hersteller von Getränken vor, die mehr als 5 Gramm Zucker je 100 Milliliter enthalten, bei mehr als 8 Gramm wird eine höhere Abgabe fällig. Der britische Marktführer Coca-Cola hat den Zuckergehalt seiner Getränke Fanta und Sprite seitdem unter die 5-Gramm-Marke gesenkt (Fanta von 6,9 auf 4,6 Gramm und Sprite von 6,6 Gramm auf 3,3 Gramm). In Deutschland enthalten Fanta und Sprite aktuell mehr als 9 Gramm Zucker. Britvic, der Branchenzweite in Großbritannien, hat den Zuckergehalt vieler Produkte ebenfalls reduziert, so dass 94 Prozent seiner Markenprodukte nun weniger als 5 Gramm Zucker je 100 Milliliter enthalten. Auch der Hersteller Lucozade Ribena Suntory hat den Zuckergehalt in sämtlichen Produkten unter die 5-Gramm-Marke gesenkt, darunter auch das in Deutschland bekannte Getränk Orangina.

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat angekündigt, dass drei seiner San Pellegrino-Limonaden ab April 2018 ebenfalls weniger als 5 Gramm Zucker je 100 Milliliter enthalten werden. In Deutschland enthalten die gleichen San Pellegrino-Produkte zwischen 9,7 und 11,8 Gramm Zucker. Nicht nur die Markenhersteller, auch zwei große Handelsunternehmen wurden aktiv: Sowohl Tesco als auch Lidl gaben an, dass nach Rezepturänderungen sämtliche Eigenmarken nicht von der Abgabe erfasst werden.

foodwatch kritisierte, dass viele britische Hersteller den Zucker in ihren Getränken durch Süßstoffe ersetzt haben. Rezepturänderungen sollten darauf abzielen, nicht nur den Gehalt von Zucker, sondern den Süßgeschmack insgesamt zu verringern, um der allgemeinen Süßgewöhnung bei Kindern und Jugendlichen entgegen zu wirken. Daher sollte die Herstellerabgabe in Deutschland - genauso wie in Frankreich - auch süßstoffgesüßte Getränke mit einbeziehen, forderte die Verbraucherorganisation.

Laut dem staatlichen Office for Budget Responsibility (OBR), das den britischen Staatshaushalt überwacht, haben die Hersteller den Zuckergehalt ihrer Getränke schneller und konsequenter gesenkt als erwartet. So erwartet das OBR in seinem aktuellen Report nur noch die Hälfte der ursprünglich berechneten Steuereinnahmen aus der Herstellerabgabe. Während die britische Regierung 2016 noch von 520 Millionen Pfund Steuereinnahmen für 2018-2019 ausging, rechnet das OBR nun mit weniger als 240 Millionen Pfund Einnahmen. Die britische Regierung hat angekündigt, die Steuereinnahmen zweckgebunden für die Förderung des Schulsports und des Schulessens verwenden zu wollen.

Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) bei Kindern sowie Erwachsenen haben in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Adipositas wird inzwischen als das am schnellsten wachsende Gesundheitsproblem eingestuft. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sprechen in diesem Zusammenhang von einer globalen "Adipositas-Epidemie".

Gesundheitsexperten schreiben zuckerhaltigen Getränken eine besondere Rolle in dieser Entwicklung zu. Der Konsum dieser Getränke fördert nachweislich die Entstehung von Übergewicht sowie Typ-2-Diabetes und wird zudem mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte in Verbindung gebracht.
Autor: red

Kommentare
Ornata
27.03.2018, 20.31 Uhr
Zuckerbomben
Es ist schon seltsam, dass solche Anreize (wie eine Herstellerabgabe) sehr schnell zu Veränderungen bei den Rezepturen führen können. Die Industrie ist durchaus in der Lage, wenn es erforderlich ist, entsprechend zu reagieren. Aber in Deutschland wird wie immer das alte „bewährte“ System der Freiwilligkeit propagiert. Die Konzerne lachen sich dann jeweils scheckig und die Politiker ins Fäustchen. Man (oder heißt es jetzt gendergerecht MänIn) will es sich ja bei seinen zahlreichen Nebentätigkeiten in diversen Aufsichtsräten mit keinem der Wirtschaftsbosse verderben. Da werden sogar regelrecht Skandale weichgekocht und außer Lippenbekenntnissen geschieht nichts. Aber angeblich werden wir ja alle immer älter und so können ja die gefährlichen „Alterskrankheiten“ die mittlerweile bereits Jugendliche haben gar nicht so schlimm sein ;-).
Wohin das freie Spiel der Märkte führen kann, sehen wir ja tagtäglich. Der Ozean voll mit Plastik, Dürre und Wasserknappheit und Vergiftung ganzer Landstriche durch rücksichtlose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, Dieselskandal, Schiffe die gefährliches Schweröl verbrennen und damit sogar direkt in Großstätte wie Hamburg fahren um nur einige wenige zu nennen, sind an der Tagesordnung. Es wird daher höchste Zeit, dass die Politik (oder wir als Verbraucher?) hier im Interesse der Gesundheit von Millionen Menschen den Großkonzernen endlich ihre Grenzen aufzeigen und einfordern werden.
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