Do, 13:20 Uhr
08.12.2016
Meldung aus der Wirtschaftswelt
Neu: Das Thüringer RegioNetz
Landesbedeutsame Buslinien als weiterer Entwicklungsschritt zur Verbesserung des ÖPNV im ländlichen Raum. Auch die Buslinien von Artern nach Eisenach über Sondershausen und Mühlhausen sind als Pilotprojekt eingebunden...
Ein Großteil der Thüringer Einwohner (ca. 80 %) lebt im ländlichen Raum, der damit volkswirtschaftlich von großer Relevanz ist. Thüringen zeichnet sich durch eine polyzentrische und kleinteilige Raumstruktur aus. Die Grundstruktur Thüringens wird durch die Mittelzentren geprägt. Historisch betrachtet sind die heutigen Mittelzentren ehemalige Kreisstädte, die zuvor vielfach Residenzstädte - und damit eigenständig funktionierende Zentren im ländlichen
Raum - waren.
Aus der geschichtlichen Vergangenheit Thüringens und der kleinteiligen Ortsgliederung haben sich gerade in den ländlichen Gebieten leistungsstarke mittelständische Unternehmen entwickelt, die einen Großteil der Thüringer Wirtschaftskraft erbringen. Aber der ländliche Raum ist auch bedeutender Kultur- und Erholungsraum.
Seit der Regionalisierung im SPNV wurde in Thüringen ein effizientes und leistungsstarkes SPNV-Angebot mit aufeinander abgestimmten Taktfahrplänen geschaffen. Auch in Tagesrandlagen und am Wochenende profitieren die Thüringer Bürger in vielen Landesteilen von einem dichten SPNV-Angebot. Zahlreiche regionale und netzergänzende Strecken wurden seit der Wiedervereinigung aufgrund zu geringer Fahrgastnachfrage oder infrastruktureller Mängel abbestellt oder stillgelegt.
Der traditionell im Freistaat Thüringen praktizierte Grundsatz Die Bahn erschließt alle Landesteile, der Bus übernimmt dazu Zu- und Abbringerfunktionen und erschließt die Fläche. beschreibt nur zum Teil die Aufgabe und Bedeutung des Verkehrsmittels Bus. Durch die Reduzierung des ursprünglichen Eisenbahnnetzes erschließt die Bahn nicht mehr alle Landesteile angemessen. Zudem gab es aus historischen Gründen in den neuen Bundesländern kein überregional orientiertes Post- bzw. Bahnbusnetz. Im Zuge der Kommunalisierung des Regionalbusverkehrs wurden in den 1990er Jahren über mehrere Landkreise langlaufende Regionalbuslinien zum Teil aufgegeben. Oft enden Regionalbuslinien daher an der Kreisgrenze, jedoch nicht die Reiseketten der Einwohner.
Zukunftswerkstatt ÖPNV im ländlichen Raum entwickelt das Thüringer RegioNetz
Damit auch in den peripheren ländlichen Räumen Thüringens, die nicht direkt an das SPNV-Angebot des Freistaats angebunden sind, der ÖPNV als Standortfaktor positiv wirken kann, ist es erforderlich, ein mit dem SPNV vernetztes, möglichst gleichwertiges Busverkehrsangebot zu schaffen. Ein solches landesweit orientiertes Regionalbuskonzept kann naturgemäß nicht allein im Fokus kommunaler Gebietskörperschaften liegen, zumal der finanzielle Handlungsspielraum der Landkreise zunehmend enger wird. Die Mitglieder der VDV-Landesgruppe Thüringen erkannten die Notwendigkeit eines verstärkten verkehrs- und planerischen Engagements des Freistaats Thüringen und erklärten daher das zeitgemäße Weiterentwickeln des Thüringer Regionalbusangebots zu einer verbandspolitisch wichtigen Zielstellung.
In dieser gemeinsamen Zukunftswerkstatt ÖPNV im ländlichen Raum haben die Thüringer VDV-Mitglieder, die VDV-Landesgruppengeschäftsstelle und weitere Akteure, darunter der Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmer e. V. sowie die Industrie- und Handelskammern, ein landesweites integriertes ÖPNV-Netz entwickelt. Das zentralörtliche Bus-Bahn-Netz basiert auf dem Landesentwicklungsprogramms 2025 des Freistaats Thüringen und verbindet als Rückgrat des Thüringer ÖPNV alle Ober- und Mittelzentren sowie weitere zentrale Orte mit Landesbedeutung miteinander. Dort, wo dies nicht durch den SPNV in Verantwortung des Freistaats Thüringen realisierbar ist, durch ein entsprechendes qualitativ hochwertiges Busangebot.
Das Thüringer RegioNetz ist ein leistungsstarkes ÖPNV-Netz, das zentralörtliche Bahn- und Busverbindungen in hoher Qualität umfasst und dem eigenen Auto damit ein umweltfreundliches und preiswertes ÖPNV-Angebot entgegensetzt. Den Kunden wird ein landesweit einheitliches ÖPNV-Produkt mit Landkreisgrenzen überschreitenden Linien und mit künftig thüringenweit einheitlichem Öffentlichkeitsauftritt angeboten.
Viele der als landesbedeutsam einzustufenden Linien und Netzelemente erfüllen diese gewünschten Bedingungen schon. Einige Verbindungen und Netzelemente müssen hingegen noch hinsichtlich Bedienungshäufigkeit, vor allem an Wochenenden und Feiertagen, und der Anschlussverknüpfung mit dem SPNV aufgewertet werden.
Wichtig war dem Thüringer ÖPNV auch immer, dass die bewährte Aufgabenträgerschaft für den Nahverkehr bei den Landkreisen erhalten bleibt. Denn nur dort ist die für ein Gelingen des Konzeptes notwendige fachliche Kompetenz und örtliche Kenntnis vorhanden.
Die im Herbst 2014 neu gewählte Landesregierung vereinbarte in ihrem Koalitionsvertrag die Umsetzung landesbedeutsamer Buslinien im Sinne der VDV-Konzeption. Bereits im Laufe des Jahres 2015 hat die Landesregierung die Thüringer StPNV-Finanzierungsrichtlinie fortgeschrieben, so dass der Start landesbedeutsamer Buslinien in Thüringen ab dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 gesichert ist. Die bewährten Finanzierungsinstrumente des Thüringer ÖPNV werden somit auf eine qualitativ neue Stufe gehoben.
Die Linie 30 Eisenach – Mühlhausen ist als Pilotprojekt für eine solche landesbedeutsame Verbindung anzusehen. Als Gemeinschaftswerk der Landkreise Wartburgkreis und Unstrut-Hainich-Kreis und der beiden Verkehrsunternehmen, der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH und der Regionalbus-Gesellschaft Unstrut-Hainich- und Kyffhäuserkreis mbH, wird hier eine bestehende Netzlücke im Thüringer ÖPNV zwischen zwei wirtschaftlich und touristisch bedeutenden Mittelzentren geschlossen. Die an der Linie liegenden Gemeinden im ländlichen Raum erhalten eine qualitativ hochwertige und attraktive Anbindung an die städtischen Zentren. Eine Verknüpfung mit dem Schienenpersonennahverkehr in Mühlhausen und Eisenach, hier auch mit dem ICE in Richtung Frankfurt/Main, ist ebenfalls gewährleistet.
In konsequenter Fortsetzung des Pilotprojektes werden auch die Verbindungen Mühlhausen – Sondershausen (Linie 130) und Sondershausen – Artern (Linie 530) mit dem Fahrplanwechsel am 11.12.2016 zu landesbedeutsamen Linien qualifiziert. Neben 8 Fahrtenpaaren von Montag bis Freitag wird es auch am Wochenende jeweils 4 Fahrtenpaare geben.
Mehr gibt es auf kn/uh am Montag, wenn der offizielle Startschuss für die Landkreise Kyffhäuser und Unstrut-Hainich mit beiden Landräten stattfindet.
Autor: khhEin Großteil der Thüringer Einwohner (ca. 80 %) lebt im ländlichen Raum, der damit volkswirtschaftlich von großer Relevanz ist. Thüringen zeichnet sich durch eine polyzentrische und kleinteilige Raumstruktur aus. Die Grundstruktur Thüringens wird durch die Mittelzentren geprägt. Historisch betrachtet sind die heutigen Mittelzentren ehemalige Kreisstädte, die zuvor vielfach Residenzstädte - und damit eigenständig funktionierende Zentren im ländlichen
Raum - waren.
Aus der geschichtlichen Vergangenheit Thüringens und der kleinteiligen Ortsgliederung haben sich gerade in den ländlichen Gebieten leistungsstarke mittelständische Unternehmen entwickelt, die einen Großteil der Thüringer Wirtschaftskraft erbringen. Aber der ländliche Raum ist auch bedeutender Kultur- und Erholungsraum.
Ausgangslage im ÖPNV-Angebot
Seit der Regionalisierung im SPNV wurde in Thüringen ein effizientes und leistungsstarkes SPNV-Angebot mit aufeinander abgestimmten Taktfahrplänen geschaffen. Auch in Tagesrandlagen und am Wochenende profitieren die Thüringer Bürger in vielen Landesteilen von einem dichten SPNV-Angebot. Zahlreiche regionale und netzergänzende Strecken wurden seit der Wiedervereinigung aufgrund zu geringer Fahrgastnachfrage oder infrastruktureller Mängel abbestellt oder stillgelegt.
Der traditionell im Freistaat Thüringen praktizierte Grundsatz Die Bahn erschließt alle Landesteile, der Bus übernimmt dazu Zu- und Abbringerfunktionen und erschließt die Fläche. beschreibt nur zum Teil die Aufgabe und Bedeutung des Verkehrsmittels Bus. Durch die Reduzierung des ursprünglichen Eisenbahnnetzes erschließt die Bahn nicht mehr alle Landesteile angemessen. Zudem gab es aus historischen Gründen in den neuen Bundesländern kein überregional orientiertes Post- bzw. Bahnbusnetz. Im Zuge der Kommunalisierung des Regionalbusverkehrs wurden in den 1990er Jahren über mehrere Landkreise langlaufende Regionalbuslinien zum Teil aufgegeben. Oft enden Regionalbuslinien daher an der Kreisgrenze, jedoch nicht die Reiseketten der Einwohner.
Zukunftswerkstatt ÖPNV im ländlichen Raum entwickelt das Thüringer RegioNetz
Damit auch in den peripheren ländlichen Räumen Thüringens, die nicht direkt an das SPNV-Angebot des Freistaats angebunden sind, der ÖPNV als Standortfaktor positiv wirken kann, ist es erforderlich, ein mit dem SPNV vernetztes, möglichst gleichwertiges Busverkehrsangebot zu schaffen. Ein solches landesweit orientiertes Regionalbuskonzept kann naturgemäß nicht allein im Fokus kommunaler Gebietskörperschaften liegen, zumal der finanzielle Handlungsspielraum der Landkreise zunehmend enger wird. Die Mitglieder der VDV-Landesgruppe Thüringen erkannten die Notwendigkeit eines verstärkten verkehrs- und planerischen Engagements des Freistaats Thüringen und erklärten daher das zeitgemäße Weiterentwickeln des Thüringer Regionalbusangebots zu einer verbandspolitisch wichtigen Zielstellung.
In dieser gemeinsamen Zukunftswerkstatt ÖPNV im ländlichen Raum haben die Thüringer VDV-Mitglieder, die VDV-Landesgruppengeschäftsstelle und weitere Akteure, darunter der Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmer e. V. sowie die Industrie- und Handelskammern, ein landesweites integriertes ÖPNV-Netz entwickelt. Das zentralörtliche Bus-Bahn-Netz basiert auf dem Landesentwicklungsprogramms 2025 des Freistaats Thüringen und verbindet als Rückgrat des Thüringer ÖPNV alle Ober- und Mittelzentren sowie weitere zentrale Orte mit Landesbedeutung miteinander. Dort, wo dies nicht durch den SPNV in Verantwortung des Freistaats Thüringen realisierbar ist, durch ein entsprechendes qualitativ hochwertiges Busangebot.
Definition der Angebots- und Qualitätskriterien
Das Thüringer RegioNetz ist ein leistungsstarkes ÖPNV-Netz, das zentralörtliche Bahn- und Busverbindungen in hoher Qualität umfasst und dem eigenen Auto damit ein umweltfreundliches und preiswertes ÖPNV-Angebot entgegensetzt. Den Kunden wird ein landesweit einheitliches ÖPNV-Produkt mit Landkreisgrenzen überschreitenden Linien und mit künftig thüringenweit einheitlichem Öffentlichkeitsauftritt angeboten.
Viele der als landesbedeutsam einzustufenden Linien und Netzelemente erfüllen diese gewünschten Bedingungen schon. Einige Verbindungen und Netzelemente müssen hingegen noch hinsichtlich Bedienungshäufigkeit, vor allem an Wochenenden und Feiertagen, und der Anschlussverknüpfung mit dem SPNV aufgewertet werden.
Wichtig war dem Thüringer ÖPNV auch immer, dass die bewährte Aufgabenträgerschaft für den Nahverkehr bei den Landkreisen erhalten bleibt. Denn nur dort ist die für ein Gelingen des Konzeptes notwendige fachliche Kompetenz und örtliche Kenntnis vorhanden.
Die Realisierung
Die im Herbst 2014 neu gewählte Landesregierung vereinbarte in ihrem Koalitionsvertrag die Umsetzung landesbedeutsamer Buslinien im Sinne der VDV-Konzeption. Bereits im Laufe des Jahres 2015 hat die Landesregierung die Thüringer StPNV-Finanzierungsrichtlinie fortgeschrieben, so dass der Start landesbedeutsamer Buslinien in Thüringen ab dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 gesichert ist. Die bewährten Finanzierungsinstrumente des Thüringer ÖPNV werden somit auf eine qualitativ neue Stufe gehoben.
Die Linie 30 Eisenach – Mühlhausen ist als Pilotprojekt für eine solche landesbedeutsame Verbindung anzusehen. Als Gemeinschaftswerk der Landkreise Wartburgkreis und Unstrut-Hainich-Kreis und der beiden Verkehrsunternehmen, der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH und der Regionalbus-Gesellschaft Unstrut-Hainich- und Kyffhäuserkreis mbH, wird hier eine bestehende Netzlücke im Thüringer ÖPNV zwischen zwei wirtschaftlich und touristisch bedeutenden Mittelzentren geschlossen. Die an der Linie liegenden Gemeinden im ländlichen Raum erhalten eine qualitativ hochwertige und attraktive Anbindung an die städtischen Zentren. Eine Verknüpfung mit dem Schienenpersonennahverkehr in Mühlhausen und Eisenach, hier auch mit dem ICE in Richtung Frankfurt/Main, ist ebenfalls gewährleistet.
In konsequenter Fortsetzung des Pilotprojektes werden auch die Verbindungen Mühlhausen – Sondershausen (Linie 130) und Sondershausen – Artern (Linie 530) mit dem Fahrplanwechsel am 11.12.2016 zu landesbedeutsamen Linien qualifiziert. Neben 8 Fahrtenpaaren von Montag bis Freitag wird es auch am Wochenende jeweils 4 Fahrtenpaare geben.
Mehr gibt es auf kn/uh am Montag, wenn der offizielle Startschuss für die Landkreise Kyffhäuser und Unstrut-Hainich mit beiden Landräten stattfindet.
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